Außergewöhnliche Geräusche in den Klagenfurttexten 2020

Außergewöhnlich an den Geräuschen sollte sein, dass sie nicht gängig sind wie z.B. Handyklingeln, welches Protagonierende zwar vielleicht erschreckt wie am Ende von Piringer ein klingelton loskreischt oder inmitten von Freudenthaler es schrillt, worauf sie begreift, dass ihr Telefon läutet, welches sonst immer auf lautlos gestellt… Solcherlei wie auch eine lärmende Schulklasse bei Schönherr nicht, sondern ungewöhnlichere. 


Ungewöhnlich war, dass mir Komparatist die Vergleichssache im Vorfeld schon eingefallen war und ich unbedingt an ihr festhalten wollte. Kann ins Wasser fallen, klar. Besser nicht ankündigen. Erleicherung daher, als Ramadan gleich jemanden sich ein neues, schallendes Lachen zulegen ließ. Das ein außergewöhnliches Geräusch par excellence, da nicht wir Lesenden, sondern Komparsen der Erzählung das Geräusch ungewöhnlich finden, ungewohnt, also Freunde oder Bekannte von Ben. 


Klagenfurter Komparatistik ein Hobby schon länger. 2012 ergaben sich Tiere, damals zusammengefasst: “Viele Tiere heuer in Klagenfurt. Hunde, Katzen, eine Katzenliebe- statt Beziehungskiste, Frösche, ein Reh im See, Echsen, ein Krokodil, viele Vogelsorten, auch ein Kolibri.” 2019 Kleidungsstücke, eine ganze Spanne von Schultens’ sattblauem Messgewand bis hin zu Josts Panoptikum. Einmal Verkehrsmittel, aber nur in den Videoporträts. Heuer sollten es also außergewöhnliche Geräusche sein, ein topic, bei dem ich wie Pawlows Hund unweigerlich an J. K. Rowlings (sorry) phantastische Tierwesen denken musste und es (fass!) nicht loslassen konnte, seitdem ich es, ich glaube, auf einem kleinen Waldspaziergang ausbaldowert.  


Und wenns nicht passt, wird es passend gemacht. Bei Piringer, wie gesagt, war mir das Handyfinale nicht schrill genug, aber im Videoporträt bietet er das außergewöhnlichste Geräusch schlechthin: den Urknall. Soviel schummeln muss man dürfen. Ein metaphorisches Geräusch allein, denn wo noch keine Luft war als Schallleiter, kann nichts knallen, aber ein bärenstarkes Bild doch. [Begriffsherkunft klären!]


Also hier von mir bewertet die außergewöhnlichsten Geräusche dieses Jahr in Klagenfurt:


14. “Auf, auf, sprach der Fuchs zum Hasen, hörst du nicht die Hörner blasen?” (Schubert)
13. “Die Esel auf seinem Grundstück schrien in der Nacht” (Hieronymi)
12. “Bis heute habe ich dieses tiefe, kehlige Grunzen im Ohr, wenn ich an Ziva denke.” (Schönherr)
11. “Das zarte Zirpen der beiden Männchen steigerte sich zu minutenlangem Tirilieren mit immer verwegener aufsteigenden Portamentos und mit melodischen Variationen, in denen bisweilen Lachmöwenrufe und Ohrwürmer von Zarah Leander anklangen.” (Senkel)
10. “und das huhn schnurrt wie eine katze” (Westermann)
9. “Eine Sirene sei meist weiblich, sagte Manuel, ein Mischwesen, das durch seinen Gesang die vorbeifahrenden Schiffe anlocke, um die Seeleute ins Verderben zu führen.” (Kureyshi)
8. “einer Frau, die sagte, sie gehe nur Yoga machen wegen der fünf Minuten, die sie am Ende in Ruhe daliegen könne.” (Herbst)
7. “Ruhig, nur Rauschen im Ohr.” (Krusche)
6. “das hohe F” (Leitner)
5. “dass du’s Knarren, Knachsen hörst in der plötzlichen Stille” (Haider)
4. “Ich höre aus der Ferne ein leises Klacken, Metall auf Metall, ich kann das Geräusch nicht einordnen, es wiederholt sich auch nicht” (Schutti)
3. “legte sich ein neues, schallendes Lachen zu” (Ramadan)
2. “Ein Ton ist in der Luft, so hoch und fein, dass ich nicht sagen kann, woher er kommt, ob er überhaupt da ist.” (Freudenthaler)
1. “Am Anfang war der Urknall.” (Piringer)

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